OMNILAB
Kunst im Labor
Siegmund Schneider
September 2024 bis Januar 2025
Die farbintensiven Bilder von Siegmund Schneider sind nicht abstrakt – und doch bilden sie keine Realität, keine Wirklichkeit ab. Seine Formen haben in der Regel mit Architektur zu tun, manchmal auch mit Skulptur, doch Architektonisches ist fast immer präsent: ganze Gebäude, einzelne Bauteile oder einzelne Elemente. Allerdings geht es nicht um reale Architektur, es sind vielmehr fiktive Gebilde, die durch die Art und Weise ihrer Darstellung bestechen.
Bezeichnend dafür ist die extreme Untersicht, aus der auf die schematischen Bildmotive geschaut wird. Dadurch bekommt jedes Bild etwas Monumentales, Mächtiges oder gar Bedrohliches, das durch die Farbgebung entweder verstärkt oder abgemildert wird. Dabei spielt die Farbe eine genauso wichtige Rolle wie die Form. Der Maler bringt sie unterschiedlich auf, mal plakativ, mal malerisch strukturiert und gelegentlich organisch anmutend, mal mit starken Kontrasten, ein anderes Mal mit fein abgestuften, leuchtenden Farbnuancen.
Auch wenn es ihm vor allem um grundlegende Themen der Malerei geht – die Wirkung von Form und Farbe – spielen gesellschaftliche und psychologische Überlegungen ebenfalls eine große Rolle im Werk von Siegmund Schneider. So bilden brennende Themen wie Macht, Religion, Gewalt, Krieg oder der Klimawandel häufig den Ausgangspunkt seiner Gestaltung. Sie werden oft in den Titeln seiner Werke angedeutet, wodurch diese jeweils eine weitere Deutungsebene erhalten.
Bremische Bürgerschaft
20 Jahre Bremer Kunststipendium
Jubiläumsausstellung
14. August bis 29. November 2024
Seit 2004 vergeben die Bremische Bürgerschaft und die Bremer Heimstiftung gemeinsam ein Stipendium für bildende Künstler:innen aus den Partnerstädten Bremens. Das Bremer Kunststipendium wird von einer Jury maximal vier Mal jährlich für einen Zeitraum von jeweils drei Monaten vergeben.
Das Stipendium beinhaltet freies Wohnen und Verpflegung in einer eigenständigen Atelier-Wohnung in der „Stiftungsresidenz Landhaus Horn“ der Bremer Heimstiftung. Die Bremische Bürgerschaft ergänzt dieses Angebot mit einem Zuschuss für die weiteren Kosten der Stipendiaten. Auch bietet sie ihnen die Möglichkeit einer Präsentation im Haus der Bürgerschaft. Weitere Institutionen der Stadt unterstützen die Stipendiaten, indem sie freien Eintritt in Veranstaltungen, Sammlungen und Ausstellungen gewähren.
Das Bremer Kunststipendium bietet den Künstler:innen aus den Partnerstädten Bremens die Möglichkeit, die Stadt Bremen und ihre Institutionen kennenzulernen, berufliche Kontakte zu knüpfen, Anregungen für Ihre künstlerische Arbeit zu bekommen und freundschaftliche Begegnungen mit Kunstschaffenden und Kulturinteressierten vor Ort zu erleben. Es leistet damit einen Beitrag zum gegenseitigen Verstehen und der Verständigung zwischen den Partnerstädten.
Anlässlich des Jubiläums sind ausgewählte Werke ehemaliger Stipendiat:innen aus allen Jahren und Partnerstädten im Haus der Bürgerschaft zu sehen. Zum Stipendium sind bisher drei Kataloge erschienen, siehe unter "Kunstprojekte".
BLG Logistic Group AG & Co.KG
Bremen
Silvia Brockfeld
Bilder
Juni 2024 bis Januar 2025
Silvia Brockfeld studierte von 1993 bis 1998 Kunst und Sozialwissenschaften an der Universität Bremen und unterrichtete u.a. von 2007 bis 2017 an der Wilhelm Wagenfeld Schule in Bremen. Seit 2017 unterrichtet sie an der Fachoberschule für Architektur und Bautechnik in Bremen und arbeitet parallel dazu als freie Künstlerin.
Ihre Kompositionen aus meist organischen, oft vegetativ anmutenden Formen, gestaltet die Künstlerin in der Regel mit Öl auf Leinwand, oft auch in Mischtechnik. Von Anfang an hat sie sowohl gegenständlich als auch abstrakt gemalt. Allmählich hat zwar die Abstraktion einen immer größeren Raum in ihrem Schaffen eingenommen, doch die Gegenständlichkeit taucht immer wieder auf und verschmilzt mit weichen, fließenden und bewegten abstrakten Formen, die über einem meist undefinierten Hintergrund zu schweben scheinen. Manchmal experimentiert sie mit einer Verknüpfung von beidem und fügt gerne vorwiegend abstrakten Kompositionen figürliche Elemente hinzu. Damit lädt sie die Betrachter ein, ihre angedeuteten Erzählungen selbst weiterzuspinnen, indem sie sich dem Geschehen im Bild hingeben und sich von dessen Rhythmus und seiner Stimmung anregen lassen.
BLG Logistic Group AG & Co.KG
Bremen
Marikke Heinz-Hoek
Bilder
Januar bis Juni 2024
Marikke Heinz-Hoek macht Zeichnungen, Fotografien, Videos, Installationen, Texte und Künstlerbücher und setzt sich neuerdings auch mit KI als Arbeitsmittel auseinander. Trotz der unterschiedlichsten Techniken und Gattungen, mit denen sie arbeitet, finden sich in ihren Arbeiten immer wieder ähnliche Elemente und Stimmungen. Aber auch gewisse Themenkreise sind für sie typisch: Mensch und Natur, Gesellschaft und Individuen, Geschichte und Geschichten, der Mikrokosmos des Alltags und der Makrokosmos des Weltalls.
Die Künstlerin liebt die Weite der norddeutschen Landschaft zu jeder Tages- und Jahreszeit. Die meisten ihrer prachtvollen Landschaftsbilder zeichnet sie aber nicht vor Ort, sondern aus der Erinnerung. Der Horizont ist darin überall ganz tief – „Himmel auf Erden“ nennt die Künstlerin diese Bilderserie. Sog-artig konzentrieren sich Flurlinien und Wege auf einen tiefen Fluchtpunkt im unteren Bildteil, vor dem sich einzelne Bäume und Baumgruppen im Gegenlicht erheben. Es sind suggestive Landschaften, mal in einem merkwürdigen Dämmerlicht eingetaucht, mal unter einem dramatischen Himmel, über den sich explosionsartig Sterne zu verstreuen scheinen.
Die phantastischen Himmelbilder, die den Hintergrund ihrer Zeichnungen bilden, sind Ausschnitte von Fotografien des Hubble-Weltraumteleskops der NASA, die die Raumfahrt-Organisation ins Internet gesetzt hat. Die Künstlerin druckt diese Fotos aus und zeichnet darauf ihre Landschaften. Damit verbindet sie wirkliche und trotzdem disparate Ansichten von Himmel und Erde, die gemeinsam eine beeindruckende, irreale Stimmung erzeugen.
Bremische Bürgerschaft
Bremer Kunststipendium
Lindokuhle Khumalo aus Durban/Südafrika
In Bremen: Juni und Juli 2024
Lindokuhle Khumalo (Lindokuhle Ngcobo) wurde 1995 in eNdwedwe geboren, in der Provinz KwaZulu Natal. 2013 zog er nach Durban, studierte am BAT Centre und erhielt dort 2014 sein Zertifikat in Kunst. 2016 studierte er im Rorkes Drift Art and Craft Centre, im Norden der Provinz KwaZulu Natal, Textildruck und Weberei. 2017 ging er nach Durban zurück und nahm am Velobala-Projekt des African Art Center teil. Seit 2019 nimmt er an Ausstellungen und Messen in Europa und den USA teil (AKAA). Er selbst jedoch konnte erstmals dank des Bremer Kunststipendiums ins Ausland reisen.
Die Möglichkeit, von außerhalb auf sein Land zu schauen, bedeutet dem Künstler viel. Denn Lindokuhle Khumalo versucht, durch die Kunst sich selbst und die Menschen in seinem Land bewusst wahrzunehmen. Er reflektiert über die eigene soziale und politische Geschichte und die seines Landes und möchte dazu beitragen, dass diese Geschichte bekannt und vor allem für junge Südafrikaner identitätsstiftend wird. Seine Bilder sind in der Regel Porträts, vor allem von Mitgliedern seiner Familie, von Freunden und Bekannten. Aber durch ihre starke Stilisierung repräsentieren die Personen in den Bildern auch verschiedene Menschentypen und stehen symbolisch für unterschiedliche Haltungen oder Stimmungen. Die Farbe Grün, die er sehr oft allein und gemischt mit anderen Farben verwendet, steht für ihn einerseits für Natur im weitesten Sinne aber auch für Hoffnung und Selbsterkenntnis.
OMNILAB
Kunst im Labor
Uğur Karataş
Dezember 2023 bis Juli 2024
Die Bilder von Uğur Karataş, alles abstrakte Kompositionen, sind in besonderer Technik hergestellt. Es sind Ölbilder auf Leinwand, manchmal auf Holz, in denen er abstrakte Linien und Flächen zu merkwürdigen, dramatischen Landschaften von starker Farbigkeit und glänzender Oberfläche formt. Seit einigen Jahren verbindet er Malerei und Collage, indem er zum Beispiel glänzende Alufolie auf den Bildgrund klebt und zwischen den Farbflächen aufscheinen lässt. Auch stellt er oft Monotypien her, also Einzeldrucke aus den unterschiedlichsten Materialien - Stoffen, Noppenfolien, Schnüre - und überarbeitet sie anschließend mit Ölfarbe weiter.
Uğur Karataş experimentiert immer wieder mit Materialien und Techniken. Dabei gilt sein Interesse besonders der Form, der Textur, der Transparenz und der Vielschichtigkeit abstrakter Figurationen - also klassische Themen der Malerei, die er in seinen Werken untersucht und formal befragt. Seine Kompositionen erstrecken sich über die ganze Bildfläche, meist ohne Hauptmotiv, d.h. ohne dominante Punkte und ohne Hinweis, wo oben oder unten ist und auch ohne Tiefe zu suggerieren.
Bremische Bürgerschaft
Bremer Kunststipendium
Aina Putnina / Danzig, Polen
In Bremen: Februar bis April 2024
Aina Putnina wuchs im Nordosten von Lettland auf. 1985 bis 1992 studierte sie Kunst und Kunstpädagogik an der Art Academy of Latvia und später, 2007-2011 Computerdesign an der Baltic International Academy, beides in Riga. Heute lebt und arbeitet sie in Riga und Iecava (nahe Riga) als Kunstlehrerin für Kinder und Erwachsene und unterrichtet Malerei und Computerdesign.
Putninas Arbeitsweise changiert je nach Motiv, Technik und Stimmung zwischen Abstraktion und Figuration. Sie malt und zeichnet zeitweise parallel sowohl traditionell figürlich als auch abstrahiert, wobei mehr oder weniger klare Andeutungen von Gebäuden, Landschaften oder Objekten in ihren Bildern erkennbar sind. Oder sie schafft stimmungsvolle abstrakte Kompositionen, die direkt und unmittelbar ihre eigene Wahrnehmung und Befindlichkeit festhalten. Mit ihrer Kunst versucht sie, die Welt um sich herum besser zu verstehen und so schließlich auch sich selbst.